Tibetische Musik
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Die Musik spielt in vielen Aspekten des tibetischen Leben eine herausragende Rolle, vor allem in der Religionsausübung, der Erziehung und der Unterhaltung. | Die Musik spielt in vielen Aspekten des tibetischen Leben eine herausragende Rolle, vor allem in der Religionsausübung, der Erziehung und der Unterhaltung. | ||
- | In der westlichen Rezeption hat vor allem der Liturgiegesang des tibetischen Buddhismus eine breite Aufmerksamkeit erreicht. Im Buddhismus spielt Musik eine wichtige Rolle zur Erlangung der Erleuchtung: vor allem Mantrengesang und der Gebrauch bestimmter Instrumente. Bei aller Besonderheit der tibetischen Musik, bestehen hier doch Gemeinsamkeiten mit der musikalischen Praxis anderer buddhistisch geprägten Kulturen. Die buddhistische tibetische Musik umfaßt unbegleitete Chorgesänge, Instrumentalstücke und Antiphone, bei denen Orchesterstücke mit dem Chor abwechseln. | + | In der westlichen Rezeption hat vor allem der [[Liturgie]]gesang des tibetischen Buddhismus eine breite Aufmerksamkeit erreicht. Im Buddhismus spielt Musik eine wichtige Rolle zur Erlangung der Erleuchtung: vor allem Mantrengesang und der Gebrauch bestimmter Instrumente. Bei aller Besonderheit der tibetischen Musik, bestehen hier doch Gemeinsamkeiten mit der musikalischen Praxis anderer buddhistisch geprägten Kulturen. Die buddhistische tibetische Musik umfaßt unbegleitete Chorgesänge, Instrumentalstücke und Antiphone, bei denen Orchesterstücke mit dem Chor abwechseln. |
==Buddhistischer Chorgesang== | ==Buddhistischer Chorgesang== | ||
- | Die Texte der Chöre sind alten Sanskrit- oder tibetischen Schriften entnommen, die dem Buddha zugeschrieben werden, oder seine Lehren kommentieren. Der Gesang wird vom „dbu-mdzas“ (Chorleiter) angeführt, der auch die Ausbildung des Chors leitet. Musikalische Grundlage ist der „dbyangs-yig“, eine Grundnotation, deren praktische Ausführung dem Chorleiter obliegt. Der Ursprung des Dbyangs-yig liegt in Indien. Obwohl die tibetische Melodik eine Dreiklangsästhetik kennt, etwa im Chö-Gesang, ist der Liturgiegesang mikrotonal geprägt. Der Aufbau ist repetitiv und pulsiert rhythmisch frei, oder in Rhythmen, die sich aus dem Text ergeben (neun Schläge mit einem Schlag Pause; fünf Schläge mit einem halben Schlag Pause etc). Der Puls wird häufig von einer Cymbel oder einem ähnlichen Instrument gestützt. Gelegentlich wird Gebrauch von Bordunbegleitung gemacht. | + | Die Texte der Chöre sind alten Sanskrit- oder tibetischen Schriften entnommen, die dem Buddha zugeschrieben werden, oder seine Lehren kommentieren. Der Gesang wird vom ''dbu-mdzas'' (Chorleiter) angeführt, der auch die Ausbildung des Chors leitet. Musikalische Grundlage ist der ''dbyangs-yig'', eine Grundnotation, deren praktische Ausführung dem Chorleiter obliegt. Der Ursprung des ''Dbyangs-yig'' liegt in Indien. Obwohl die tibetische Melodik eine Dreiklangsästhetik kennt, etwa im ''Chö''-Gesang, ist der [[Liturgie]]gesang mikrotonal geprägt. Der Aufbau ist repetitiv und pulsiert rhythmisch frei, oder in Rhythmen, die sich aus dem Text ergeben (neun Schläge mit einem Schlag Pause; fünf Schläge mit einem halben Schlag Pause etc). Der Puls wird häufig von einer Cymbel oder einem ähnlichen Instrument gestützt. Gelegentlich wird Gebrauch von Bordunbegleitung gemacht. |
- | Eine Besonderheit der tibetischen liturgischen Musik ist der “dbyang”. Hierbei werden die Töne des Lieds in extrem tiefer Stimmlage und äußerst langsamem Tempo gesungen, wobei die Melodie monoton gehalten und lediglich durch eine Reihe von Glissandi und mikrotonalen Phrasierungen variiert wird. Eine Abart davon ist die Gyud-Stod“-Technik, die nur in zwei Klöstern des Gelugpa-Ordens gepflegt wurde. Bei diesem Stil wird neben dem Grundton eine Obertonmelodie hörbar. | + | Eine Besonderheit der tibetischen liturgischen Musik ist der ''dbyang''. Hierbei werden die Töne des Lieds in extrem tiefer Stimmlage und äußerst langsamem Tempo gesungen, wobei die Melodie monoton gehalten und lediglich durch eine Reihe von Glissandi und mikrotonalen Phrasierungen variiert wird. Eine Abart davon ist die ''Gyud-Stod''-Technik, die nur in zwei Klöstern des ''Gelugpa''-Ordens gepflegt wurde. Bei diesem Stil wird neben dem Grundton eine Obertonmelodie hörbar, wie sie in der Musik des sibirischen Tuva oder der Mongolei auch vorkommt. |
==Buddhistische Instrumentalmusik== | ==Buddhistische Instrumentalmusik== | ||
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Die tibetischen Musikinstrumente gliedern sich in drei Gruppen: | Die tibetischen Musikinstrumente gliedern sich in drei Gruppen: | ||
- | 1.Ideophone, darunter eine Reihe von Cymbeln wie die großen, lauten „Rol-Mo“ die noch größeren, aber leiseren „Gsil-Snyan“, die kleinen „Ding-Shag“, die Handzymbel „Ding-Ling“, außerdem Glocken, Gongs etc. | + | 1.Ideophone, darunter eine Reihe von Cymbeln wie die großen, lauten ''Rol-Mo'' die noch größeren, aber leiseren ''Gsil-Snyan'', die kleinen ''Ding-Shag'', die Handzymbel ''Ding-Ling'', außerdem Glocken, Gongs etc. |
- | 2.Perkussionsinstrumente wie die Kesseltrommel „Ida Mán“, die Rahmentrommeln „Chos-Rnga“ und „Phyed Rnga“, außerdem die aus Indien stammende „Damaru“, die der dortigen Shiva-Trommel entspricht. | + | 2.Perkussionsinstrumente wie die Kesseltrommel ''Ida Mán'', die Rahmentrommeln ''Chos-Rnga'' und ''Phyed Rnga'', außerdem die aus Indien stammende ''Damaru'', die der dortigen Shiva-Trommel entspricht. |
- | 3.Saiteninstrumente. Diese Gruppe ist nicht besonders groß und wird ausschließlich im säkularen Rahmen verwendet. Neben den Langhalslauten „Sgra-Snyan“ und „Hor-Chin“ wird eine Form der Santur namens „Rgyud-Mang“ eingesetzt. | + | 3.Saiteninstrumente. Diese Gruppe ist nicht besonders groß und wird ausschließlich im säkularen Rahmen verwendet. Neben den Langhalslauten ''Sgra-Snyan'' und ''Hor-Chin'' wird eine Form der [[Santur]] namens ''Rgyud-Mang'' eingesetzt. |
4.Blasinstrumente. Diese Gruppe ist sehr groß und umfaßt praktisch sämtliche Instrumententypen wie Pfeifen, Längs- und Querflöten, Rohrblasinstrumente, und Trompeten aus Knochen (auch menschlichen), Horn, Muscheln und Metall. | 4.Blasinstrumente. Diese Gruppe ist sehr groß und umfaßt praktisch sämtliche Instrumententypen wie Pfeifen, Längs- und Querflöten, Rohrblasinstrumente, und Trompeten aus Knochen (auch menschlichen), Horn, Muscheln und Metall. |
Version vom 08:03, 5. Jun 2008
Tibet ist innerhalb von Asien ein isoliertes Land, das sich durch seine hohen Berge und sein besonderes Klima deutlich von der Außenwelt abgrenzt. Die geographische Besonderheit hat zu einer sehr speziellen Kultur geführt, die sich auch im musikalischen Bereich eine besondere Ausprägung findet. Innerhalb Tibets lebten eine ganze Reihe unterschiedlicher kultureller Gruppen in Koexistenz. Die politische Lage Tibets seit der chinesischen Invasion am 7. Oktober 1950 hat jedoch zu einer starken Nivellierung der kulturellen Vielfalt geführt, die zudem durch die Flucht vieler gesellschaftlich führender TibeterInnen geprägt ist.
Die Musik spielt in vielen Aspekten des tibetischen Leben eine herausragende Rolle, vor allem in der Religionsausübung, der Erziehung und der Unterhaltung.
In der westlichen Rezeption hat vor allem der Liturgiegesang des tibetischen Buddhismus eine breite Aufmerksamkeit erreicht. Im Buddhismus spielt Musik eine wichtige Rolle zur Erlangung der Erleuchtung: vor allem Mantrengesang und der Gebrauch bestimmter Instrumente. Bei aller Besonderheit der tibetischen Musik, bestehen hier doch Gemeinsamkeiten mit der musikalischen Praxis anderer buddhistisch geprägten Kulturen. Die buddhistische tibetische Musik umfaßt unbegleitete Chorgesänge, Instrumentalstücke und Antiphone, bei denen Orchesterstücke mit dem Chor abwechseln.
Buddhistischer Chorgesang
Die Texte der Chöre sind alten Sanskrit- oder tibetischen Schriften entnommen, die dem Buddha zugeschrieben werden, oder seine Lehren kommentieren. Der Gesang wird vom dbu-mdzas (Chorleiter) angeführt, der auch die Ausbildung des Chors leitet. Musikalische Grundlage ist der dbyangs-yig, eine Grundnotation, deren praktische Ausführung dem Chorleiter obliegt. Der Ursprung des Dbyangs-yig liegt in Indien. Obwohl die tibetische Melodik eine Dreiklangsästhetik kennt, etwa im Chö-Gesang, ist der Liturgiegesang mikrotonal geprägt. Der Aufbau ist repetitiv und pulsiert rhythmisch frei, oder in Rhythmen, die sich aus dem Text ergeben (neun Schläge mit einem Schlag Pause; fünf Schläge mit einem halben Schlag Pause etc). Der Puls wird häufig von einer Cymbel oder einem ähnlichen Instrument gestützt. Gelegentlich wird Gebrauch von Bordunbegleitung gemacht.
Eine Besonderheit der tibetischen liturgischen Musik ist der dbyang. Hierbei werden die Töne des Lieds in extrem tiefer Stimmlage und äußerst langsamem Tempo gesungen, wobei die Melodie monoton gehalten und lediglich durch eine Reihe von Glissandi und mikrotonalen Phrasierungen variiert wird. Eine Abart davon ist die Gyud-Stod-Technik, die nur in zwei Klöstern des Gelugpa-Ordens gepflegt wurde. Bei diesem Stil wird neben dem Grundton eine Obertonmelodie hörbar, wie sie in der Musik des sibirischen Tuva oder der Mongolei auch vorkommt.
Buddhistische Instrumentalmusik
Das tibetische Mönchsorchester besteht aus Blas- und Perkussionsinstrumenten und umfaßt zwischen acht und zwölf Musikern. Die Blasinstrumente werden grundsätzlich in Paaren gespielt. Die Melodie ist heterophon, laut und höchst komplex. Klostermusik wechselt zwischen den lauten Orchesterparts und den leisen Chorteilen ab, um einen Ausdruck des Wechsels zwischen Formhaftigkeit und Formlosigkeit zu bieten, deren Transzendenz die unmittelbare Realität des Buddhismus vermittelt.
Die Musik der tibetischen Urreligion Bön ist im wesentlichen vom tibetischen Buddhismus und vom Tantra beeinflußt. Volksmusik ist in der Regel gesungene Musik, meist unbegleitet, gelegentlich tritt eine Laute oder eine Trommel als Begleitinstrument hinzu.
Weitere musikalische Formen Tibets sind die Sino-mongolische Musik, die der chinesischen Provinzoper ähnelt, antiphoner Gesang der im Zusammenhang mit Historiendramen aufgeführt wird sowie die Musik der Mysterien-Tanz-Dramen.
Musikinstrumente Tibets
Die tibetischen Musikinstrumente gliedern sich in drei Gruppen:
1.Ideophone, darunter eine Reihe von Cymbeln wie die großen, lauten Rol-Mo die noch größeren, aber leiseren Gsil-Snyan, die kleinen Ding-Shag, die Handzymbel Ding-Ling, außerdem Glocken, Gongs etc.
2.Perkussionsinstrumente wie die Kesseltrommel Ida Mán, die Rahmentrommeln Chos-Rnga und Phyed Rnga, außerdem die aus Indien stammende Damaru, die der dortigen Shiva-Trommel entspricht.
3.Saiteninstrumente. Diese Gruppe ist nicht besonders groß und wird ausschließlich im säkularen Rahmen verwendet. Neben den Langhalslauten Sgra-Snyan und Hor-Chin wird eine Form der Santur namens Rgyud-Mang eingesetzt.
4.Blasinstrumente. Diese Gruppe ist sehr groß und umfaßt praktisch sämtliche Instrumententypen wie Pfeifen, Längs- und Querflöten, Rohrblasinstrumente, und Trompeten aus Knochen (auch menschlichen), Horn, Muscheln und Metall.