Raga
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Der Raga oder Raag ist die Grundstruktur der modalen Melodik der klassischen indischen Musik. Der Raga wird immer wieder aufs Neue Interpretiert. Das Ziel ist für den Musiker nicht die möglichst identische Reproduktion eines Stückes, sondern das immer wieder neue Erfinden. Raga ist "das, was den Geist färbt".
Als Thaat bezeichnet man, welche Töne verwendet werden dürfen (vergleichbar der abendländischen Kirchentonarten), wobei jeder Thaat für sich ein Raga ist und gleichzeitig für eine Gruppe von Ragas steht, nicht aber jeder Raga ein Thaat. Aufbauend auf den Thaat beschreibt der Raga die melodischen Srukturen der Darbietung. Daher können verschiedene Ragas auch die selben Töne enthalten, trotzdem aber völlig eigenständige Ragas sein. Es handelt sich bei einem Raga also nicht nur um die Tonleiter, sondern auch um die Vorgabe des Rahmens der Improvisation über diese Tonleiter.
Ein Raga enthält zwei Haupttöne, Vadi und Samvadi, auf denen die Melodiefiguren beginnen und enden, und die die Ausdruckskraft und Emotionalität des Raga entscheidend prägen.
Es gibt eine Unzahl überlieferter Ragas, die alle assoziativen Charakter haben, d.h. sie werden einer bestimmten Tages- (Morgen, Mittag, Abend, Nacht) oder Jahreszeit (Monsoon) zugeordnet und stimmen mit der emotionalen Qualität des bestimmten Zeitpunkts überein. Die Übersicht über die gesamten Ragas und ihre Zuordnung zur spezifischen Tageszeit nennt man Samay Raga.
In den Legenden um den großen Sänger Tansen wird von einem Raga berichtet, mit dem man Feuer entfachen kann. (Deepak Raag).
Ein Raga besteht meist aus 7 oder 5 Tönen, wobei die Oktave nicht in 12 Halbtonschritte, sondern in 22 Mikrointervalle sog. Shrutis eingeteilt wird, derer man sich besonders zur melodischen Ornamentierung bedient.
Die indische Musik misst dem einzelnen Ton und dessen Beziehung zum Grundton mehr Bedeutung zu als der Gleichzeitigkeit der Klänge (Akkord) der abendländische Musik. Üblicherweise wird der Grundton während der gesamten Darbietung auf der Tanpura gespielt, so daß die Spannung der Intervalle sehr gut nachempfunden werden kann.
Jede Darbietung eines Ragas beginnt mit einer Einführung in den Raga, dem Alaap. Der Alaap entfaltet die Charakteristiken der auf- und absteigenden Tonleiter und die melodischen Feinheiten des Ragas. Im Alaap werden, rhythmisch ungebunden alle melodiösen Ansätze etabliert, die notwendig sind, um die magische Wirkung eines Ragas zu entfalten.
Erst danach beginnt mit Einsetzen der Tabla die Zählweise des Rhythmus Tala im als Vilambit bezeichneten Teil, der in langsamem Tempo die Variation von melodiösen Themen ( etwas irreführend oft als "Compositions" bezeichnet) zum Inhalt hat.
Im darauf folgenden Ghat genannten Teil wird das Tempo merklich angehoben und dabei auch der Tabla mehr Möglichkeiten eingeräumt, vom reinen Begleiten in ein solistisches Wechselspiel mit dem Hauptinstrument zu treten.
Im finalen Teil der Ragainterpretation, dem Jhala erfährt die Geschwindigkeit noch einmal eine Steigerung und die Improvisation orientiert sich weniger an Themen wie im Vilambit, vielmehr bezieht sie sich auf die Art der Präsentation der Melodieführung, wie sie im Alaap entwickelt werden - aber es wird rhythmisch gebunden und in sehr hoher Geschwindigkeit gespielt.