Musik der Westsahara

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Die Westsahara liegt, wie der Name schon sagt, im westlichsten Randgebiet der Wüste Sahara an der nordafrikanischen Küste, gegenüber den Kanarischen Inseln. Der Status der Westsahara ist völkerrechtlich nicht geklärt. Nach westlichem Politikverständnis handelt es sich bei der Westsahara um den kolonialisierten Süden Marokkos. Tatsächlich ist dieser Zustand lediglich als vorläufig zu betrachten, da ein Referendum über die Zugehörigkeit zu Marokko seit den Siebzigerjahren aussteht. Die Region wird auch von einigen Ländern insbesondere des afrikanischen Südens diplomatisch bereits als eigener Staat anerkannt. Das Gebiet ist eine sehr unwirtliche, beinahe regenlose Gegend. Das Landesinnere ist trockene Wüstensteppe, Steinwüste und Dünenwüste. Vor der Kolonialisierung haben hier nur ein paar zehntausend Menschen gelebt. Die Bevölkerung der Westsahara heißt Sahraui und bestand ursprünglich, wie überall im Maghreb, aus Berberinnen und Berbern, später auch Araberinnen und Arabern; außerdem gibt es auch einen subsaharischen Anteil an der Bevölkerung. Das Land war seit dem 18. Jahrhundert bis zur Machtübernahme Marokkos im „Grünen Marsch“ 1975 spanische Kolonie.


Ein Teil der Sahrauis änderte im Verlauf der Intensivierung der Kolonialwirtschaft seine Lebensgewohnheiten. Viele Menschen nahmen Lohnarbeit an und wurden sesshaft. Bis heute gibt es nomadische Sahrauis, die von Kamelen, Schafen und Ziegen leben. Von dem Verlust der alten Lebensweise handelt neben der Besetzung des Landes ein Großteil Lieder der Sahrauis. Die Musik der Sahrauis wurzelt in ziemlich alten Traditionen, Einflüsse der Musik der Berber, wie auch des subsaharischen Afrika, vor allem aus Mauretanien und Mali sind deutlich hörbar, Trotzdem spiegeln sich die kulturelle Entwicklung und die sozialen Veränderungen keineswegs nur in den Texten, sondern auch in der Entwicklung der Instrumente: Das traditionelle Saiteninstrument ist die Tidinit, eine kleine, akustische viersaitige Gitarre die nur bei einem kleinen Hörerkreis wirksam eingesetzt werden kann. Für größere Veranstaltungen spielen die Sahrauis deshalb heute meistens E-Gitarre, die sie allerdings wie die Tidinit einsetzen. Die Saiteninstrumente sind traditionell hauptsächlich den Männern vorbehalten, während die Frauen in erster Linie die mit Kamelfell bespannte Trommel T’bel spielen.

Die traditionelle Sahrauische Musik heißt „Haul“. Sie basiert auf sieben verschiedenen Tonleitern und fünf Rhythmen, die in einem festen Verhältnis zueinander stehen. Melodie und Text sind dagegen keineswegs fest miteinander verknüpft.

Die Texte können überlieferte Gedichte sein, genauso aber auch zeitgenössisch, oder sogar frei improvisiert. Die Themen werden in schwarze und weiße unterteilt: „schwarze Themen“ sind Heldenlieder und Kriegslieder, „weiße Texte“ können Liebeslieder sein, oder auch von Alltagsthemen oder eher lustigen Sachen erzählen. Ein Haul beginnt normalerweise mit einer rhythmisch freien Einleitung zwischen Sänger und Tidinit, bzw. Gitarre, bevor im zweiten Teil die Trommeln einsetzen.


Neben der Tradition des Haul experimentieren sahrauische Musiker aber auch mit modernen musikalischen Stilen wie Reggae, Raï und westlichem Pop, wobei auch hierbei die sparsame Instrumentierung ein hervorstechendes Charakteristikum ist, weil in der Regel kein Geld da ist für eine richtige Band.

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