Persische Musik

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Persien liegt geographisch wie kulturell zwischen dem arabischen, zentralasiatischen und indischen Raum und hat, was die Musik angeht Charakteristika, die es mit all diesen Kulturen teilt: Wie andere orientalische Musikformen basiert auch die persische Musik auf einem modalen System. Jeder Modus umfaßt bestimmte melodische Typen, also Motive, die auf Farsi Gushes heißen. Die Ausführung der Gushes obliegt dem Musiker. Die Musik ist auch vorwiegend monophon, das heißt, es gibt nur einen Instrumentalisten, oder wenn mehrere, was recht häufig vorkommt, folgt jedes Instrument demselben musikalischen Schema. Der Gebrauch von Mikrotönen teilt die Tonleitern in mehr als zwölf Halbtöne. Außerdem spielen Verzierungen eine sehr wesentliche Rolle Spezifisch für die persische Musik ist dagegen, dass Melodien auf einen relativ kleinen Tonumfang beschränkt sind. Melodische Bewegung folgt festen vorgegebenen Tonschritten Ein Hauptaugenmerk liegt auf Kadenzen, Symmetrie und Motivwiederholungen auf verschiedenen Tonhöhen. Rhythmische Muster sind einfach gehalten Im Gegensatz zu den anderen musikalischen Kulturen des mittleren Ostens ist das Tempo ist oft schnell, und die Verzierung ist dicht. Vokalteile werden oft mit dem Tahrir verziert, einer Art Jodler. Iranische Musik ist auch einzigartig darin, dass die Gushes, die melodischen Motive mit dem rhythmischen und melodischen Muster der zugrundeliegenden Gedichte in Wechselwirkung stehen. Die klassische persische Musik basiert auf dem sogenannten Radif, einer Sammlung alter Melodien, die von den Meistern an ihre Schülern übergeben worden sind. Mit der Zeit hat jeder Meister in Abhängigkeit des politisch, gesellschaftliche Zustands des Landes Melodien entwickelt und in der Sammlung eingefügt. Die Melodien würden von Generation zu Generation weiter gegeben. Im Laufe der Geschichte ist eine große Sammlung von verschiedenen Melodien entstanden, wobei der ursprüngliche Form der Musik beibehalten würde und entsprechend der Zeit angepasst würde.

Formen Es gibt drei instrumentale Formen und eine vokale Form in persischer Musik. Die Instrumentalformen heißen Pishdaramad, Cheharmezrab und Reng. Pishdaramad wurde zuAnfang des 20. Jhreds. von dem großen Tarmeister, Darvish Khan als Einführung in einen Dastgah entwickelt. Der Pishdaramad heißt übersetzt ungefähr Präludium und hat auch die Funktion, das eigentliche Stück einzuführen. Der Pishdaramad kann in einem Zweier-, Dreier- oder Viererrhythmus stehen auf jeden Fall ist er immer langsam und bezieht seine Gushes oder melodischen Motive aus dem nachfolgenden Stück. Cheharmezrab ist ein Solostück, meist in schnellem Tempo und basiert normalerweise auf dem unmittelbar vorhergehenden Stück. Der Cheharmezrab steht in einem 6er oder 12er Rhythmus und wird üblicherweise von einem einzelnen Solisten improvisiert auf der Basis des Materials aus dem Pishdaramad. Die dritte Instrumentalform ist der Reng, ein einfaches Tanzstück, das zum Abschluss eines Radif gespielt wird. Die vokale Form heißt Tasnif. Sie ist ähnlich dem Pishdaramad und kann innerhalb einer Aufführung an beliebiger Stelle stehen. Die Struktur der Aufführung heißt Dastgah.

Instrumente Iranische Klassische Musik wird üblicherweise von kleinen Ensembles von unterschiedlicher Größe aufgeführt. Die Gruppen bestehen normalerweise aus einer Sängerin oder einem Sänger und aus ein oder zwei Begleitinstrumenten wie der Laute Tar oder der Setar, der Spießgeige Kemanche, der Rohrflöte Nay oder dem Hackbrett Santur. Dazu kann ein Rhythmusinsstrument treten wie die Zarb, der Dombak, oder die heute seltenere Daf. Die Instrumente folgen im Dastgah alle der gleichen melodischen Linie.

Geschichte Historisch läßt sich die persische Musik nachweisen bis auf die Achameniden Dynastie ab 550 v. Chr. Nach Dokumenten von Herodot und Xenophon spielte die Musik eine wichtige Rolle im Hofleben. Über diese Musik ist wenig darüber hinaus bekannt, aber viele der damaligen Instrumente müssen den heutigen zumindest geähnelt haben. Aus der Sassanidenära, die mit der islamischen Eroberung um 643 endete, sind auch musikalische Systeme überliefert, die die ältesten heute bekannten musikalischen Überlieferungen aus dem mittleren Osten darstellen. Einige der Dastgahs in der modernen Persischen Musik tragen Namen aus den Systemen dieser Zeit. Mit der arabischen Eroberung ging die musikalische Kultur erst einmal zugrunde. Es dauerte über hundert Jahre, bis der zunehmend säkular gesinnte persische Hof während der Herrschaft der Abbasiden wieder die Musik etablierte. Damals erlangte die persische Musik die Vorherrschaft in der muslimischen Welt. Das moderne Dastgahsystem, wurde damals entwickelt, systematisiert und kodifiziert. Allerdings spielte sich das musikalische Leben in Persien ausschließlich am Hof ab, die schiitische Geistlichkeit unterdrückte ihre Verbreitung Unter der letzten Schahdynastie, den Pahlevi wurde eine starke Verwestlichung der Persischen Musik vorangetrieben. In Anlehnung an das Westliche Zwölftonsystem wurden zwei Tonsysteme entwickelt, ein auf Vierundzwanzig Vierteltönen basierendes System und eine Zweiundzwwanzig-Tonskala.

Der Dastgah

Wie in anderen Musikformen des Mittleren Ostens ist die persische Musik modaler Natur. Ursprünglich besaß jeder der Hauptmodi einen damit verbundenen Formelkanon namens Mayeh, der die Regeln für Kadenzen, eine Tonhierarchie und zu verwendende melodische Muster festlegte. Innerhalb des Mayeh improvisierte der Musiker über einen einzigen Modus Das Prinzip ist also dasselbe wie heute noch beim indischen Raga.

Allerdings hat sich diese Praxis in Persien auf Dauer nicht durchgesetzt und in der Folge wurden die alten Modi und Mayehs neu strukturiert und das heutige Dastgah-System entwickelt. Die Modi wurden durch die zwölf Dastgahs ersetzt. Jedem Dastgah ist eine achttönige Tonleiter zugeordnet und jeder Ton in der Leiter hat eine bestimmte Funktion, wobei jeweils einem Ton die Funktion der Tonika entsprechend der westlichen Musik zufällt. Jeder Dastgah hat auch ein eigenes melodisches Repertoire, die Melodien heißen Gusheh. Ein Gushe umspannt üblicherweise einen Tonraum von vier oder fünf Tönen und dient als Basis für Improvisation. Generell werden die Gushe in einer Reihenfolge gespielt, die die tieferen, mittleren und oberen Abschnitte der Dastgah Skala umfaßt. Abgesehen davon muss die die Reihenfolge und die Skala nicht mit dem des Dastgah selbst übereinstimmen.

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